Spiel "Vier gewinnt" in XL-Version an der Mittelschule in Wiesau

Das Spiel "Vier gewinnt" ist ein Klassiker. In der von den Mittelschülern der GTK 9 in Wiesau hergestellten XL-Version gewinnt das Kombinieren einen neuen Reiz. Gebaut wurde das Spiel als Kooperationsprojekt zweier Schulen.

Beim Strategiespiel "Vier gewinnt" sitzen sich zwei Konkurrenten gegenüber und denken um die Wette. Mit Köpfchen, etwas Glück und List versuchen die Spielpartner, vier runde Chips einer Farbe in eine Reihe zu bekommen. Die Spielregeln sind einfach, viel lernen muss man nicht. Normalerweise besorgt man sich die Freizeitbeschäftigung im Handel. "Vier gewinnt"kann man mit handwerklichem Geschick, Werkzeugen und genügend Material auch selber bauen. Genau diese Idee reifte an der Mittelschule in Wiesau, in der Klasse GTK 9.

Statt Schach

Und wer hatte diesen Einfall? Ist er in den Köpfen der Jugendlichen entstanden? Oberpfalz-Medien hat nachgefragt. „Wenn ich ehrlich bin, war das gar nicht unser Plan, weil wir eigentlich ein großes Schachspiel bauen wollten“, verrät der 15-jährige Schüler Tyler-Jerome Sieber aus Fuchsmühl. Weshalb der Ursprungsgedanke wieder fallengelassen und "Vier gewinnt" gebaut wurde, war Andreas Büttner, Lehrer am Beruflichen Schulzentrum (BSZ) in Wiesau, zu verdanken, der so Sieber, "dieses Spiel empfohlen hatte".
Aber warum jetzt BSZ? Der Grund: jahrelange Kooperation. Somit klärt sich auch die Frage, weshalb es an der Mittelschule in Wiesau viele Dinge gibt, die in den BSZ-Werkstätten entstanden sind und dank Jugendlicher an dieser Schule das Pausenleben bereichern. Voriges Jahr waren es eine Outdoor-Tischtennisplatte und ein inzwischen abgenutzter Airhockeytisch. Den Pausenhof schmückt eine Ruhebank, die auch durch Schülerhände entstanden ist. Wer durch die Aula der Schule geht, wird noch mehr entdecken.

Skizzen und Pläne

Zurück zum aktuellen Projekt, das anfangs Schach, danach „Vier gewinnt“ geheißen hat. Die GTK-9-Handwerker ließen sich überzeugen. Aus dem Rat des Lehrers wurde die Tat der Schüler. Nun ist es ja nicht so, dass man einfach loslegen kann. Erst einmal musste eine Skizze, später ein Plan gezeichnet werden. Ganz wichtig, um überhaupt loslegen zu können, war eine Vereinbarung mit dem Beruflichen Schulzentrum, an welchen Tagen die Werkstätten für zwei Stunden genutzt werden dürfen. „Das war mittwochs“, erklärt Mittelschüler Johannes Meister aus Friedenfels.
Die Planzeichnungen entstanden an Computern der Berufsschule. Genutzt wurden dort auch der vorhandene Wasserschneider, die Lasermaschinen und der schuleigene 3-D-Drucker. Die insgesamt 36 grünen und roten Spielsteinewurden aus Acrylglas gefertigt. Die steinerne Bodenplatte, so war nun bei einem Festakt zu erfahren, sei ein Geschenk des in Wiesau ansässigen Unternehmens "Fischer Granit".

Per Pkw-Anhänger zur Mittelschule

Zur Metallbearbeitung gehörten das „sorgfältige Sägen, genaue Fräsen und spätere Zusammenschrauben der Einzelstücke",erklärt Marco Sedlak. Im Gespräch mit Oberpfalz-Medien fügt der 14-Jährige aus Pechbrunn hinzu, dass es ihm, seinen neun Mitschülern und der betreuenden Lehrkraft von der Mittelschule, Matthias Burger, „super Spaß gemacht hat“. Und wie kam das ungefähr eineinhalb Meter hohe Spiel hinauf zur Mittelschule, wo es nur noch aufgestellt und bespielt werden musste? Wie Oberpfalz-Medien vom Schüler-Trio Sieber, Meister, Sedlak in Erfahrung bringen konnte, geschah dies per Pkw-Anhängergespann.

Viermal ein B

Offiziell ihrer Bestimmung übergeben wurde die neue und in einem halben Jahr entstandene Freizeitattraktion bei einem Festakt in der Schulaula und danach im Freien, auf der Treppe der Mittelschule in Wiesau. In den Mittelpunkt ihrer Ansprache stellte die Rektorin der Mittelschule, Stephanie Jacobi, vier Begriffe mit dem Anfangsbuchstaben B: „Es braucht“, so die Schulleiterin, „die Bereitschaft der beiden Schulen, um diese bereichernde und nachhaltige Kooperation Jahr für Jahr weiterzuführen.“ Wichtig sei auch „der jeweilige Beistand“, womit Jacobi den Sachaufwandsträger und das Schulamt meinte, die „immer voll und ganz hinter der Kooperation stehen und sie unterstützen“. Der Anfangsbuchstabe B und der sogar doppelt galt den Lehrern Burger (Mittelschule) und Büttner (BSZ), weil sie „engagiert und mit Herzblut hinter der Sache stehen“. Dank ihrer „innovativen Ideen“ konnte die vor 14 Jahren entstandene Kooperation zwischen Mittelschule und BSZ „ausgebaut und weitergeführt werden“.

Nachhaltige Zusammenarbeit

Rektorin Stephanie Jacobi betonte, dass der inzwischen abgenutzte Airhockeytisch aus dem vergangenen Jahr oder die Tischtennisplatte im Pausenhof deutliche Beweise dafür seien, „wie nachhaltig die Zusammenarbeit für die ganze Schulfamilie ist“. Regelmäßig nutze man die „kurzen Wege“, um die „gelebte Kooperation“ beider Schulen erfolgreich fortzuführen, betonte der zuständige Schulamtsdirektor Armin Engel. Dazu brauche man aber auch die Köpfe und den „wertvollen Baustein Motivation, um für die Schule, für die Gemeinschaft hochwertige Werkstücke zu schaffen“.

"Erfahrene Trainer"

"Begleitet wurden die Schüler von einer", womit der Schulamtsdirektor die Pädagogen meinte, "ganzen Riege an erfahrenen Trainern.“ Der stellvertretende Schulleiter am BSZ, Studiendirektor Wolfgang Prebeck, versicherte in seiner Ansprache, dass die Projekte vonseiten der Berufsschule "gerne" mitgetragen würden. Froh sei man, dass „die Kooperation so stattfindet, wie dies aktuell der Fall ist“. Damit verfolge man auch ein Ziel, erklärte Prebeck: "Damit kein Kaltstart in die Ausbildung stattfindet.“
Die Ideen entstünden nicht im BSZ, unterstrich Prebeck. Der Leiter der gewerblichen Abteilung am Beruflichen Schulzentrum, Studiendirektor Andreas Büttner, fügte hinzu: „Wir tragen aber die Kosten." Den Sachaufwandsträger der Mittelschule vertrat beim Festakt der Zweite Bürgermeister der Marktgemeinde Wiesau, Michael Dutz. Er sprach von einer „gewinnbringenden und wunderbaren Sache“. Die Kooperation beider Schulen sei wichtig, im handwerklichen und auch im sozialen Bereich.

 

Fakten zum Kooperationsprojekt

  • Angefertigt wurde im zurückliegenden Halbjahr eine vergrößerte Metall-Version des Strategiespiels "Vier gewinnt"
  • Werkstätten, Maschinen und Material wurden vom BSZ Wiesau kostenlos zur Verfügung gestellt.
  • Am Projekt beteiligt waren zehn Schüler der GTK 9 an der Mittelschule in Wiesau
  • Standorte der XL-"Vier-gewinnt"-Version sind die Aula und der Pausenhof der Mittelschule in Wiesau
  • Genutzt wird das Spiel in den Unterrichtspausen überwiegend von den Schülern

 

Quelle: Onetz-Artikel